Das schlechte Gewissen 

hier sitze ich nun, die Muckeline liegt neben mir auf dem Sofa und schläft. Wir sind grade aus der KiTa zurück gekommen, seit einer Woche sind wir in der Eingewöhnung. Heute Nacht hat sie sehr unruhig und schlecht geschlafen, dementsprechend müde ist sie jetzt. Nach wie vor ist unsere Muckeline ja eher ein Langschläfer und obwohl sie mittlerweile oft gegen 21 Uhr schläft (Toi,toi,toi), ist sie vor 8, 8:30 selten bereit aufzustehen. Es tut mir schon im Herzen weh sie um 7 aus dem Schlaf zu holen, damit wir pünktlich um 8:45 in der KiTa sind. Die letzte Woche war ich dann immer viel mit ihr zusammen, habe mich nur zwischendurch aus ihrem Blickfeld gezogen und sie mit ihrer Bezugserzieherin alleine gelassen. Das klappte ganz gut, aber sie braucht immer wahnsinnig lange bis sie mich überhaupt loslässt. Vor 9:30 ist daran nie zu denken. Heute habe ich mich dann offiziell von ihr „verabschiedet“, gesagt „jetzt geh mal zu E., Mama kommt gleich wieder!“ Dann bin ich rausgegangen. Ich hab gehört, dass sie geweint hat, ich weiß, dass das normal ist. Ich weiß auch, dass die Erzieher toll sind. Dass das Konzept toll ist. Dass sie sich schnell beruhigen und ablenken lässt. Dass Verabschieden wichtig ist für unsere Vertrauensbasis. Trotzdem habe ich ein schlechtes Gewissen. Sie ist doch noch so klein und sie hängt so sehr an uns. Etwa 30 Minuten später kam dann die Leitung zu mir, die Muckeline wäre erstmal am Ende und wir sollten dann jetzt auch fahren damit sie lernt „Mama kommt wieder und holt mich ab.“. Morgen soll ich sie bringen und dann möglichst direkt „Tschüss“ sagen und gehen. Die Muckeline muss lernen, dass ich nicht mit in die KiTa gehöre. Wegfahren. 30-60 Minuten. Wegfahren? Muckeline alleine lassen? Das Gebäude verlassen? Mein schlechtes Gewissen ist immens. 

Ich weiß, dass ich immer gesagt habe „Ja, sie muss mit einem Jahr in die KiTa.“ – „Andere müssen das ja auch.“ – „Mit meiner Frau im Schichtdienst ist das halt nicht anders machbar.“ – „Finanziell geht es leider nicht anders.“ – „Es wird ihr ja auch guttun.“ 

Und ja, ich weiß, dass das alles so ist. Trotzdem ist es schwer und ich fühle mich als würden wir sie, als würde ich sie, verraten und im Stich lassen. Ich hätte nicht erwartet, dass ich daran so zu knapsen habe.